„Familie – Auslaufmodell oder Hoffnungsträger?“ mit Bischof Dr. Walter Mixa – Fürstensaal Kempten

Pressebericht Allgäuer Zeitung (01.12.2007)

Mixa fordert Führerschein für Eltern

DISKUSSION Gast der Initiative Gebet will mehr Belastung für Kinderlose und Erziehungsgeld

VON BARBARA HELL | Kempten Kinderlose Familien sollten finanziell stärker belastet werden. Diese Meinung vertrat Bischof Dr. Walter Mixa aus Augsburg im Gespräch mit Kemptenern vor dem Fürstensaal der Residenz. Zuvor hatte er in einem Statement gefordert, dass die Familie als „Urzelle des gesellschaftlichen Lebens“ wieder Priorität bekommen müsse. Auch gegen einen Familienführerschein hätte der streitbare Kirchenmann nichts einzuwenden.

Auf Einladung der überkonfessionellen Initiative Gebet setzte Mixa gut über 200 Besuchern seinen Feldzug für die Stärkung der Familie und das „Ideal“ einer Kindererziehung in den ersten Lebensjahren durch die Mutter fort, indem er noch weitergehende Forderungen als bisher aufstellte. So sollten seiner Ansicht nach Kinderlose finanziell schlechter gestellt werden. Auf Nachfrage aus dem Publikum sprach er sich zudem für einen Familienführerschein aus. Kurse für Eltern dürften aber nur angeboten und nicht erzwungen werden, meinte der katholische Oberhirt der Diözese Augsburg. Die Kirche halte entsprechende Lehrgänge bereits vor, in denen Alleinerziehende und Eltern lernen könnten, „wie man mit kleinen Menschlein umgeht“.

Als „Realist“ hielt der Bischof Kinderkrippen aber für notwendig, die Diözese selbst betreibe 430 Kinder-Tagesstätten. Wenn aber die 1500 Euro, die ein Krippenplatz koste, als Erziehungsgeld den daheim erziehenden Müttern gegeben würden, müssten seiner Ansicht nach viele Frauen in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder nicht arbeiten.

„Es geht um die Würde der Frau und das Wohl des Kindes, der Ökonomismus nach der Geburt darf nicht mehr im Vordergrund stehen“, betonte Mixa. In diesem Zusammenhang forderte der Bischof eine „familienfreundliche Arbeitspolitik und keine arbeitsfreundliche Familienpolitik wie derzeit“.

Grüne kritisieren Claudia Roth

Von Diskussionsleiter Pastor Stefan Vatter auf die Vorwürfe der Grünen-Bundesvorsitzenden Claudia Roth an die Adresse Mixas („durchgeknallter Oberfundi“) angesprochen, sprach der Bischof von „unmöglichen Vergleichen“, auf die er nicht reagieren wolle: „Was stört es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt“. Mit Applaus reagierten die Besucher auf eine Erklärung des Grünen-Stadtrats Eduard Bühler: Die Kemptener Grünen hätten Roth einen Brief geschrieben mit der Kritik, dass die Form ihrer Auseinandersetzung mit Mixa nicht dem Gespräch diene.